So vergolden die Gartner Techtrends der 20er dein Business
Wir schreiben das Jahr 2020. Künstliche Intelligenz (KI) und Machine Learning sind da, um zu bleiben. Wenn heute von digitaler Wertschöpfung die Rede ist, dann ist KI involviert. Große Teile des Produktwerts werden dadurch generiert. Die Möglichkeiten für Unternehmen sind endlos. Mit seinen aktuellen Technologie-Trends 2020 bestätigt Gartner genau dies. Wir ordnen sie ein.
Hyperautomation
Mit dem Begriff Hyperautomation sagt Gartner den strategischen Top-Technologietrend für 2020 vorher. Gemeint ist eine deutlich komplexere Automatisierung von Prozessen als momentan üblich. Künstliche Intelligenz, Machine Learning, Robotik-Prozessautomatisierung (RPA) und intelligente Unternehmenssoftware – bislang eher Insellösungen – werden zusammenwachsen und die Unternehmenseffizienz weiter steigern. Ziel ist, Digitale Zwillinge des jeweiligen Prozesses oder realen Systems zu schaffen, die als Optimierungs-Testfeld dienen und verlässliche KI-basierte Entscheidungen ermöglichen.
Multiexperience
Unter Multiexperience versteht Gartner die Mensch-Maschine-Interaktion über unterschiedliche mehrkanalige Schnittstellen – Sensoren, Mikrofone, Kameras und weitere IoT-Devices. Verdeutlicht wird dies am Beispiel eines Pizza-Lieferdienstes, der die App-basierte Bestellung mit seinen autonomen Fahrzeugen, einem Pizza-Tracker und Smart Speakern verknüpft. Bis 2028 soll Multiexperience die Nutzererfahrung signifikant verändern und auch Augmented, Virtual und Mixed Reality derart verschmelzen, dass der Mensch mit allen Sinnen in einem virtuellen Raum mit der Maschine interagiert.
Demokratisierung
Bis 2023 erwartet Gartner eine Beschleunigung der Demokratisierung in den Bereichen Daten und Analysen, Design, Entwicklung und Wissen: Tools und Expertensysteme, Fachwissen im technischen oder Business-Bereich werden auch für Nicht-IT-Experten einfacher zugänglich sein. IT-Abteilungen von Unternehmen verlieren damit ihre Hoheit über den Einsatz von Business-Software. Mitarbeiter in den Fachabteilungen werden mehr und mehr in der Lage sein, eigene Anwendungen zu entwickeln und zu implementieren.
Human Augmentation
Mit der „menschlichen Erweiterung“ beschreibt Gartner den Einsatz von Technologie an oder im Körper zur Verbesserung oder Steigerung kognitiver und physischer Fähigkeiten. Gemeint ist beispielsweise der Einsatz von Wearables am Arbeitsplatz, um etwa die Arbeitssicherheit in der Industrie oder die Produktivität im Handel zu verbessern. Darüber hinaus wird die Weiterentwicklungen in der sensorischen (Hören, Sehen, Wahrnehmen), der biologisch-funktionalen (Exoskelette, Prothesen), der neuronalen (Implantate zur Behandlung von Anfällen) und der genetischen Augmentation (Gen- und Zelltherapien bei Erkrankungen) prognostiziert.
Transparenz und Nachvollziehbarkeit
Gartner argumentiert, dass der technologische Fortschritt vermehrt Skepsis auslöst, weil Nutzer nicht wissen, wo und in welcher Form Daten erhoben werden und wie etwa KI und Machine Learning eingesetzt werden, um Entscheidungen an Stelle von Menschen zu treffen: „Dieser Trend fordert von Unternehmen, sich auf sechs Schlüsselelemente des Vertrauens zu konzentrieren: Ethik, Integrität, Offenheit, Verantwortlichkeit, Kompetenz und Konsistenz.“ Ansätze wie die Whitebox AI von Orange Business ermöglichen dies.
Empowered Edge Computing
Edge Computing gehört für uns längst zu den wesentlichen Technologien für die Produktion der Zukunft. Gartner stimmt dem klar zu und schätzt, dass die dezentrale Datenverarbeitung am Rand des Netzwerks bis 2023 bis zu zwanzigmal größer als konventionelle IT-Dienste sein könnte.
Wir gehen ergänzend davon aus, dass eine Kombination aus zentraler und dezentraler Datenverarbeitung zunehmend wichtig wird und das Cloud Computing nicht an Bedeutung verliert, sondern vielmehr eine dritte Option neben Private- und Public-Cloud-Strukturen entsteht.
Distributed Cloud
Eine neue Ära des Cloud Computings prognostiziert Gartner mit der Entwicklung von der zentralisierten zur dezentralen Public Cloud. Einzelne Cloud-Dienste werden künftig auf unterschiedliche Standorte außerhalb physischer Rechenzentren verteilt. Diese werden weiterhin vom jeweiligen Cloud-Anbieter kontrolliert und gesteuert, der für alle Aspekte der Architektur, Bereitstellung, Wartung und Betrieb verantwortlich bleibt, durch die Dezentralisierung jedoch Latenz- und andere technische Probleme löst.
Autonome Dinge
Autonom agierende Gerätschaften bewegen sich bislang in kontrollierten Umgebungen, etwa Fabrikhallen und Lägern, und führen per KI Aufgaben aus, die zuvor von Menschen erledigt wurden. Laut Gartner geht der Trend dazu, dass sie auch in den offenen Raum vordringen und mit einem Spektrum an Intelligenz arbeiten, das von teilautonom bis völlig autonom reicht und sich über eine Vielzahl von Umgebungen zu Lande, zu Wasser und in der Luft erstreckt. Die Technologie wird sich dabei von Stand-alone-Geräten zu einem kollaborativen Ansatz verschieben, bei dem Geräte selbstständig miteinander interagieren.
Practical Blockchain
Die Blockchain-Technologie – eine kontinuierlich erweiterbare Liste von Datensätzen, die mittels kryptographischer Verfahren verkettet werden – wird bis 2023 Einzug in die Praxis von Unternehmen und Behörden halten. Bis dahin sind die meisten Probleme, wie etwa die schlechte Skalierbarkeit, der enorme Bedarf an Daten und Energie oder die mangelnde Kommunikationsfähigkeit mit anderen Systemen behoben. KI-Technologien und IoT-Devices sollen künftig leicht in die Kette integrierbar sein. Einstweilen entwickeln Fintech-Anbieter neue Zahlungsinfrastrukturen auf Basis der Blockchain, andere optimieren Logistikketten weltweit. Und immer mehr Unternehmen sind bereit, mit innovativen Business-Konzepten zu folgen.
KI-Sicherheit
Alle genannten Trends der jungen 20er Jahre basieren auf Datenmanagement- und Cloud-Technologien und integrieren Künstliche Intelligenz. Sie alle prägen die digitale Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft – und kommen künftig in noch mehr Bereichen zum Einsatz, wie unsere aktuelle Studie „Machine Learning in deutschen Unternehmen“ bestätigt. Dies schafft ungeahnte Möglichkeiten, birgt aber auch neue Herausforderungen für Sicherheitsteams und Risikoführer. Ein elementarer Trend wird laut Gartner daher sein, KI in den Security-Prozess mit einzubeziehen. Dafür werden drei Schlüsselfunktionen definiert: KI-gesteuerte Systeme zu schützen, KI zur Optimierung von Abwehrmechanismen einzusetzen sowie Angriffe auf KI-Basis vorherzusehen und sich dagegen abzusichern.
Grundlage aller Gartner Technologie-Trends 2020: KI und Machine Learning als Schnittmenge aus Data Science (Algorithmen), Big Data (Daten) und Cloud (Compute Power). Klammer ist ein Höchstmaß an (Daten-)Sicherheit. © Orange Business
Die einzelnen aufgeführten Trends könnten nicht als Stand-alone-Projekte existieren, sondern bedingen einander. Deshalb ist und bleibt auch interessant, in welcher Kombination sie kommende Innovationen vorantreiben. Sicher ist: Es wird viel geschehen, es wird schnell geschehen – und wir sind dabei.